Tagesprogramm

Your content goes here. Edit or remove this text inline or in the module Content settings. You can also style every aspect of this content in the module Design settings and even apply custom CSS to this text in the module Advanced settings.

15.00 Uhr Eine Kindheit

Da Erinnerung, Gefühl und Geruch im selben Gehirnareal sitzen, sind diese besonders stark miteinander verbunden. Gerüche, die wir schon einmal erfahren haben, aber in der Kombination womöglich schon sehr lange in unserem eigenen Leben zurück liegen, sind solche aus der Kindheit. Magisch ist der Moment, der plötzlich da ist und uns durch eine bestimmte Note von Duft, Geruch, schlagartig in lange zurückliegende Erlebnisse versenkt, beruhigend, vertraut und fremd zugleich, oder verstörend, und der eine Kaskade weiterer an diesen damaligen Moment geknüpften Gefühle in uns auslöst.

Auch wenn jede Kindheit ihre eigenen Momente und Prägungen hat, so gibt es doch kulturelle aber auch jenseits des Kulturellen liegende Phänomene, die wir später als Erwachsene mit unserer Kindheit verbinden. Die Großeltern sind oft ein wichtiges Element dabei. Aber auch die erstmaligen Runden der Jahreszeiten. Mein erster Frühling, mein erster Herbst, mein erster Winter, mein erster Sommer, mein erster Schultag, mein erster Zirkus, meine erste Liebe. Meilensteine der Kindheit vom frühesten erinnerbaren Alter an bis zur Schwelle des Erwachsenwerdens, in einer experimentellen Dramaturgie, die viele Schnittmengen jenseits der Unterschiede zwischen den Erlebnissen der Individuen in sich trägt.

 

16.00 Uhr Autocomplete

Autocomplete« mit nur einer knappen Viertelstunde Spieldauer ist ein komprimiertes Werk reiner Geruchsdichtung. Der Titel benennt den Inhalt des Stücks: Evolution, das Leben von seiner Entstehung bis in unsere heutige Zivilisation in ihrer Entwicklung als eine Reise in 72 Gerüchen innerhalb von 12 Minuten. Ohne Bilder. Ohne Töne. Ohne Worte. Es sind einzig die Gerüche, die ihre Bilder hinter den Augen erzeugen. ‘Autocomplete’, zu Deutsch »Selbstvervollständigung« spielt einerseits auf die Evolution an, in der Fehlendes, Mangelhaftes oder Unpassendes immer wieder durch Passendes oder Vollkommeneres, Besseres ersetzt wird, das dann die besseren Chancen hat, weiter zu leben. Mutation als evolutionärer Versuch und Irrtum und als Voraussetzung für das von Darwin beschriebene »Survival of the Fittest«. Selbstvervollständigung findet auch im Reparaturmechanismus unserer Gene statt. Und dann ist ‘Autocomplete’ die Bezeichnung einer Funktion in Textprogrammen und Mobiltelefonen, schon nach den ersten ein oder zwei Buchstaben eines eingetippten Worts gleich automatisch zu komplettieren und in vorauseilendem Vermuten anzuzeigen, was hier geschrieben werden will. Eine mitdenkende künstliche Intelligenz, ein lernfähiger Algorithmus, der auch unser eigenes reflexhaftes Verhalten abbildet, Fragmente der Wahrnehmung immer in uns zu vervollkommnen und durch Deutung und Interpretation zu vervollständigen, zu etwas Ganzem oder Konkretem zu machen, damit es »Sinn« ergibt. Das machen wir mit unterbrochenen Hörerlebnissen, mit dem Entziffern undeutlicher oder rätselhafter Schriften und das ist auch die Arbeit der Betrachter:innen am Kunstwerk.

16.15 Uhr Zwerg Nase

Zwerg Nase ist eine Erzählung für Kinder und Erwachsene und hat als Kunstmärchen auch deutlich politische Inhalte: Kleinstaaterei; Obrigkeit; Unterdrückung; Klassengesellschaft; symbolträchtige Namen der Speisen; Ausgrenzung; Kindesentführung; Drogen. Und in der europäischen Märchentradition tritt die Erzählung mit vielen typischen Elementen von Zaubermärchen auf: Die Fee mit ihrem Braukessel; sprechende Tiere; Zauberkraut; Verwandlung der Gestalt. Vor allem aber ist Zwerg Nase eine Steilvorlage für ein Osmodrama mit Literatur und Geruch: Der Markt, der Schuster, die Küche, die Kochkünste, die Düfte, Pflanzen, Tiere. Und es ist eine Geschichte der Verwandlungen und Grenzgänge zwischen Träumen und Wirklichkeiten, eine dramatische und tragikomische Handlung mit Wechselbädern der Gefühle und einer Odyssee durch Schichten von Bewusstsein und Nichtbewusstsein.

17.45 Uhr Autocomplete

Autocomplete« mit nur einer knappen Viertelstunde Spieldauer ist ein komprimiertes Werk reiner Geruchsdichtung. Der Titel benennt den Inhalt des Stücks: Evolution, das Leben von seiner Entstehung bis in unsere heutige Zivilisation in ihrer Entwicklung als eine Reise in 72 Gerüchen innerhalb von 12 Minuten. Ohne Bilder. Ohne Töne. Ohne Worte. Es sind einzig die Gerüche, die ihre Bilder hinter den Augen erzeugen. ‘Autocomplete’, zu Deutsch »Selbstvervollständigung« spielt einerseits auf die Evolution an, in der Fehlendes, Mangelhaftes oder Unpassendes immer wieder durch Passendes oder Vollkommeneres, Besseres ersetzt wird, das dann die besseren Chancen hat, weiter zu leben. Mutation als evolutionärer Versuch und Irrtum und als Voraussetzung für das von Darwin beschriebene »Survival of the Fittest«. Selbstvervollständigung findet auch im Reparaturmechanismus unserer Gene statt. Und dann ist ‘Autocomplete’ die Bezeichnung einer Funktion in Textprogrammen und Mobiltelefonen, schon nach den ersten ein oder zwei Buchstaben eines eingetippten Worts gleich automatisch zu komplettieren und in vorauseilendem Vermuten anzuzeigen, was hier geschrieben werden will. Eine mitdenkende künstliche Intelligenz, ein lernfähiger Algorithmus, der auch unser eigenes reflexhaftes Verhalten abbildet, Fragmente der Wahrnehmung immer in uns zu vervollkommnen und durch Deutung und Interpretation zu vervollständigen, zu etwas Ganzem oder Konkretem zu machen, damit es »Sinn« ergibt. Das machen wir mit unterbrochenen Hörerlebnissen, mit dem Entziffern undeutlicher oder rätselhafter Schriften und das ist auch die Arbeit der Betrachter:innen am Kunstwerk.

18.00 Uhr Richtig Falsch

Kaum hören oder lesen wir ein Wort, macht es schon etwas mit uns. Es entfaltet eine Wirklichkeit. So funktioniert Literatur. Ein Wort kann aber auch unsere Vorstellung von dem färben, das wir angeblich gerade riechen. Das Stück Richtig Falsch habe ich aus Anlass dieser Ausstellung geschrieben und es hat in Görlitz seine Uraufführung. Es ist eine der in 2022 entstehenden Neuschöpfungen für das Osmodrama, in dem Jahr, das der Pandemie und all ihren Fragen folgt. Richtig Falsch verhandelt mehrere Ebenen in seiner Wirkung auf das Publikum: Kann man heute noch seinen Augen, seinen Ohren, seiner Nase trauen? Können wir unserer Intuition noch glauben? Künstliche Welten, virtuelle Welten, erfundene Verhältnisse, Fälschungen, gefälschte Sachverhaltsdarstellungen verwischen die Grenzen zwischen wahr und unwahr, zwischen zutreffend und unzutreffend, zwischen richtig und falsch, wirklich und unwirklich. Diese Sprach-Geruchskomposition Richtig Falsch spielt mit einer wesentlichen Eigenschaft unserer Wahrnehmung und unserer geistigen Verfassung: Wir wollen glauben. Wir wollen Sinn erleben. Um nicht zu sagen, wir müssen. So sehr, dass wir uns Sinn zurechtrücken, selber herstellen oder herbeireden, dort, wo er nicht von selbst vorhanden ist. Es muss alles einen Sinn ergeben. Es muss eingeordnet sein, damit wir Frieden haben. Und wenn wir etwas nicht kennen, dann beruhigt es uns schon, wenigstens einen Namen dafür zu haben, weil wir dann glauben können, dass wir so schon wissen, was es ist. Bloßes Benennen lenkt oft schon vom Verstehen ab und ersetzt Erkenntnis, so als ob wir sagen: »Jetzt, da das Phänomen einen Namen hat, wissen wir ja, was es ist.« Dieses Stück als eines der maßgefertigten Osmodrama Stücke für Görlitz 2022 ist mein Brückenschlag zu meiner zehn Wochen später in Zittau eröffnenden Museumsinstallation »Zentrum für offene Fragen — vom so ist das zum ist das so«, beides unter demselben übergeordneten Ausstellungskontext. Und ein dritter starker Impuls liegt der Komposition zugrunde, der mir in der Arbeit an Osmodrama immer wieder begegnet: Es scheint uns immer wieder zu quälen, wenn uns der Name für einen uns bekannten und gerade wahrgenommenen Geruch, seine Bezeichnung nicht in den Sinn kommen will (»Ich kenne diesen Geruch so gut, aber mir fällt nicht ein, was es ist!«). Und sobald jemand einen Namen dafür nennt, der uns vom Raten erlöst, geht es uns besser. Oft schon egal, ob die Bezeichnung wirklich zutrifft. Sogar falsche Beschreibungen, Fehlbezeichnungen, nehmen wir in Kauf, nur um unser angestrengtes Gedächtnis zu entlasten. Es erströmt der Geruch von Erdbeere, und zu hören ist etwa das gesprochene Wort »Himbeere«. Schon geben wir uns damit zufrieden, sobald es einigermaßen mit dem Geruch in sinnfällige Verbindung gebracht werden kann. Selten wird dann noch lange hinterfragt, ob das so ist. Richtig Falsch, das ist also auch die kleine Geschichte vom eigenen Wahrnehmungsaparat, der auszog, das Zweifeln zu lernen. In drei Sätzen zu je 15 Minuten werden wir mit Gerüchen und deren Namen in mehreren Sprachen konfrontiert und können dabei erleben, was sich bei der Übereinstimmung oder dem Widerspruch zwischen der Sprache und dem Geruch in uns ereignet. Das Stück Richtig Falsch richtet sich im übrigen — wie ja das ganze Osmodrama-Festival 2022 im Kontext der übergeordneten Ausstellung überhaupt — auch an alle, die, oft genug durch eine Coronainfektion, ihren Geruchssinn ganz oder teilweise, für kurz oder lang, verloren haben, oder Geruchsstörungen haben, die bewirken, dass die Betroffenen ständig ‘falsch’ riechen.

19.00 Uhr Autocomplete

Autocomplete« mit nur einer knappen Viertelstunde Spieldauer ist ein komprimiertes Werk reiner Geruchsdichtung. Der Titel benennt den Inhalt des Stücks: Evolution, das Leben von seiner Entstehung bis in unsere heutige Zivilisation in ihrer Entwicklung als eine Reise in 72 Gerüchen innerhalb von 12 Minuten. Ohne Bilder. Ohne Töne. Ohne Worte. Es sind einzig die Gerüche, die ihre Bilder hinter den Augen erzeugen. ‘Autocomplete’, zu Deutsch »Selbstvervollständigung« spielt einerseits auf die Evolution an, in der Fehlendes, Mangelhaftes oder Unpassendes immer wieder durch Passendes oder Vollkommeneres, Besseres ersetzt wird, das dann die besseren Chancen hat, weiter zu leben. Mutation als evolutionärer Versuch und Irrtum und als Voraussetzung für das von Darwin beschriebene »Survival of the Fittest«. Selbstvervollständigung findet auch im Reparaturmechanismus unserer Gene statt. Und dann ist ‘Autocomplete’ die Bezeichnung einer Funktion in Textprogrammen und Mobiltelefonen, schon nach den ersten ein oder zwei Buchstaben eines eingetippten Worts gleich automatisch zu komplettieren und in vorauseilendem Vermuten anzuzeigen, was hier geschrieben werden will. Eine mitdenkende künstliche Intelligenz, ein lernfähiger Algorithmus, der auch unser eigenes reflexhaftes Verhalten abbildet, Fragmente der Wahrnehmung immer in uns zu vervollkommnen und durch Deutung und Interpretation zu vervollständigen, zu etwas Ganzem oder Konkretem zu machen, damit es »Sinn« ergibt. Das machen wir mit unterbrochenen Hörerlebnissen, mit dem Entziffern undeutlicher oder rätselhafter Schriften und das ist auch die Arbeit der Betrachter:innen am Kunstwerk.

19.15 Uhr Miniaturen & Häuserfugen

»Geruchswelten, Augenblicke, Streiflichter, Zeiten und Räume, Reisen in tiefe Regenwälder und kleinste Fugen mitten in Geräten oder Gebäuden: Ein von Geräuschen und Klangatmosphären begleiteter Reigen geruchlicher Szenen aus dem gebauten Raum urbanen Lebens und Momenten in Natur und Zivilisation, mit Szenen wie Hafen, Bahnhof, Regenwald, Wohnung, Restaurant, Savanne, etc., von je 3 – 4 Minuten Länge, mit halbminütigen Pausen der Stille und Geruchlosigkeit zwischen den Szenen. Ein Hören und Riechen durch die Welt, mit geschlossenen Augen. Zusammen bilden die Szenen eine Synosmie: Ein zusammengehörendes Geruchsstück als durchkomponierter Zyklus von kurzen, olfaktorischen, beziehungsweise multimodalsensorischen Kapiteln. In der musikalischen Symphonie würden sie Sätze heißen. Unter den ersten Osmodrama-Kompositionszyklen der ersten öffentlichen Aufführungen von Osmodrama via Smeller 2.0 im Jahr 2012, also vor genau zehn Jahren, waren die Synosmien »Häuserfugen« und »Miniaturen«, mit jeweils 14 Stücken abendfüllend. Für das Osmodrama- Festival Görlitz 2022 entstand aus beiden dieser Zyklen eine gemeinsame Jubiläumsfassung.«